Naturwaldreservat

In Waldreservaten hat die Biodiversität Vorrang vor den Interessen des Menschen am Wald. Reservate schützen den Wald als natürliches Ökosystem und dienen der Erhaltung der Biodiversität.

Es wird zwischen zwei Reservatstypen unterschieden:

Im Naturwaldreservat wird auf eine zeitlich festgelegte Frist ganz auf forstliche Eingriffe verzichtet, damit sich der Wald wieder natürlich entwicklen kann.

Im Sonderwald degegen werden gezielte Eingriffe vorgenommen, um bedrohte Arten zu fördern.

Die beiden Reservatstypen können auch in Kombination als Komplexreservat auftreten. Im «Sädulwald» wurde ein Naturwaldreservat, für die Dauer von 50 Jahren, eingerichtet und es wird somit auf Eingriffe im Wald, bis auf wenige Ausnahmen, verzichtet.

Informationen

Besonderheiten

Im Naturwaldreservat «Sädulwald» sind seltene Lärchen-Arvenwälder vorzufinden. Diese gelten als national prioritäre Waldgesellschaften und sind somit schützenswert. Hervorzuheben ist der Steinmispel-Arvenwald, der gemäss dem Status der Roten Liste den bedrohten Waldgesellschaften zugeordnet wurde.

Die Walddynamik im «Sädulwald» ist sehr gross. Es sind junge und lockere Bestände vorzufinden, die immer wieder durch Lawinenereignisse abgeräumt werden. Man findet aber auch sehr alte und lockere Bestände, die mit Bäumen bestockt sind, welche um die 600 Jahre alt sind. Diese alten Wälder wurden früher der schlechten Erschliessung wegen nur spärlich genutzt. Besonders zu erwähnen sind die zahlreichen Biotopbäume, die einer Vielzahl von Arten Lebensräume bieten.

Von der Errichtung eine Naturwaldreservats profitieren besonders Höhlenbenutzer (Vögel, Fledermäuse und Gartenschläfer), Flechte, Moose, xylobionte Insekten und deren Prädatoren. So konnten innerhalb des Perimeters einige prioritäre Arten festgestellt werden, wie etwa das Birkhuhn (potenziell gefährdet), die Ringdrossel (gefährdet), der Kuckuck (potenziell gefährdet), der Waldlaubsänger (gefährdet) und der Wendehals (potenziell gefährdet).

Warum ein Naturwaldreservat?

Das Fehlen der Zerfallsphase in vielen Wäldern aufgrund der vorgezogenen Holznutzung gilt als grösstes ökologisches Defizit der Biodiversität im Schweizer Wald. Durch die Holzernte vor dem Zerfallsstadium mangelt es in den Wäldern an ausreichender Menge und Qualität von Alt- und Totholz. Mit dem Naturwaldreservat wird auf die Nutzung des Waldes verzichtet und der Entfaltung der Natur freien Lauf gelassen. Dadurch steigt der Totholzanteil, wovon rund ein Fünftel aller Tier- und Pflanzenarten (über 6000 Arten) im Wald als Lebensraum und Nahrungsgrundlage angewiesen sind.

Ziele
  • Förderung von Tot- und Altholz (Nahrung und Lebensraum)

  • Erhaltung und Förderung bedrohter Pflanzen- und Tierarten

  • Erhaltung und Förderung seltener Waldgesellschaften

  • Zulassen aller Waldentwicklungsphasen (vor allem Alters- und Zerfallsphasen)

  • Zulassen von Wildnis und natürlicher Abläufe

  • Ökologischer Ausgleich und Vernetzung in der intensiv genutzten Umwelt